„Selbstschutz vor Fremdschutz“
Badespaß – heute: Interview mit Mark Loeschke, Kreisleiter der DRK-Wasserwacht Güstrow, zum richtigen Verhalten beim Baden
Güstrow
Ein Krampf im Bein, ein Sturz von einem Boot, ein Unfall mit dem Surfbrett. Ob im Schwimmbad, im See oder auf dem Meer. Es gibt viele Situationen, die beim Schwimmen und im Wassersport lebensbedrohlich werden können. Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes rettet jedes Jahr rund 200 Menschenleben und leistet 50 000 Mal erste Hilfe. Auch Badespaß und Strandvergnügen bergen so manches Risiko. Wie Sie, liebe Leser, und Ihre Familie gut durch die schönste Zeit des Jahres kommen, darüber sprach SVZ-Redakteur Jens Griesbach mit Mark Loeschke (49), Kreisleiter der DRK-Wasserwacht Güstrow.
Es gibt nur wenige bewachte Badestellen im Landkreis Rostock. Wie erkenne ich als Badegast, dass jemand ertrinkt?
Loeschke: Ein Ertrinkender schlägt in Panik um sich. Man sollte auch darauf achten, was derjenige ruft.
Wie muss ich mich dann als Badegast verhalten?
Wenn der Badegast sich nicht zutraut, selbst zu helfen, sollte er sofort andere Gäste und/oder die Rettungsschwimmer aufmerksam machen. Ist niemand in der Nähe, laut um Hilfe rufen und den Notruf 112 absetzen. Wenn man ein geübter Schwimmer ist, kann man auch selbst versuchen, den Ertrinkenden zu retten. Aber es ist gefährlich, wenn der derjenige in Panik ist. Selbstschutz geht vor Fremdschutz! Wenn, dann sollte man dem Ertrinkenden einen Stock oder ein Seil reichen, nie die eigene Hand, damit er einen nicht runterzieht.
Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen kann ich selbst ergreifen, wenn kein Rettungsschwimmer in der Nähe ist?
Den Ertrinkenden an Land bringen und sein Wissen aus dem Führerschein-Erste-Hilfe-Kurs anwenden: nach Bedarf stabile Seitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Beatmung, warm halten, Zuspruch. Aber zuallererst: Notruf absetzen!
Hatte die DRK-Wasserwacht Güstrow in dieser Saison schon Einsätze, um Leben zu retten oder sonst besondere Vorkommnisse?
An unseren drei bewachten Badestellen musste in dieser Saison noch kein Ertrinkender gerettet werden. Das größte Vorkommnis war, als ein Kind einem anderen Kind am Rühner See in Bützow einen Stein an den Kopf geworfen hat. Da mussten wir Notarzt und Rettungswagen rufen. Das Kind hatte ein Loch im Kopf und Verdacht auf Gehirnerschütterung. Aber wir hatten bei den hohen Temperaturen ungewöhnlich hohe Gästezahlen, sehr viele Schulklassen und Familien. Schon morgens war es am Güstrower Inselsee voll. Allein hier haben wir an heißen Tagen bis zu 1000 Badegäste. Da ist es nicht einfach für die Retter, die Übersicht zu behalten.
Welche Tipps haben Sie: Wie verhalte ich mich richtig, damit es ein ungetrübtes Badevergnügen wird?
Bei starker Sonneneinstrahlung möglichst im Schatten aufhalten, viel ungesüßte Getränke zu sich nehmen, nicht zu lange am Stück im Wasser bleiben wegen der Unterkühlung, nicht in flaches Wasser springen, auf dem Steg nicht rennen oder schubsen, auf stechende Insekten auf der Liegewiese achten. Vor allem ist wichtig, Rücksicht aufeinander zu nehmen.
Wie viele Leute hat die DRK-Wasserwacht Güstrow in der Saison im Einsatz und wo?
Bewachte Badestellen sind der Inselsee, der Rühner See in Bützow und Krakow am See. Die Wasserwacht hat 160 Mitglieder, davon sind rund 60 als aktive Rettungsschwimmer im Einsatz. Am Inselsee wechseln sich 34 Kräfte von uns ab, so dass immer zwei vor Ort sind. Am Rühner und am Krakower See sind es weniger.
An welcher dieser Badestellen gibt es Gefahren, auf die Badegäste besonders achten müssen?
Vorsicht ist bei allen Badestellen im Bereich der Sprunganlagen und Stege geboten. Auf Stege trauen sich auch Nichtschwimmer drauf, wenn sie geschubst werden und ins Wasser fallen, müssen sie gerettet werden. Kleinkinder sollten gar nicht auf die Stege gehen.