PRESSEMITTEILUNG
Besonderes Wiedersehen nach 68 Jahren Durch einen Zufall erhält der Güstrower Ronald Weinauge nach fast sieben Jahrzehnten die Möglichkeit, seine Abschlussarbeit wieder in den Händen zu halten
Güstrow, 27. 03. 2023
„So etwas hat es wahrscheinlich noch nie gegeben“, zeigt sich Ronald Weinauge ungläubig und begeistert zugleich, als ihm DRK-Vorstandsmitglied Martina Glaser eine schwarze Mappe übergibt. Ganz unscheinbar liegt sie da, ist etwas abgegriffen, ein paar eingeklebte Schwarz-Weiß-Fotos haben sich von den mit Schreibmaschine beschriebenen Seiten gelöst und doch ist dieses Schriftstück etwas Besonders. Es ist ein Stück Lebensgeschichte seines Verfassers: Ronald Weinauge und auch ein Stück Nachkriegsgeschichte der Stadt Dresden. Fast auf den Tag genau vor 68 Jahren, im April 1955, hat der heute 91-Jährige in der sächsischen Landeshauptstadt seine Abschlussarbeit zum Gartenbauingenieur eingereicht und über Umwege nun fast sieben Jahrzehnte später wiedererhalten.
„Das ist vermutlich unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto“, mutmaßt Martina Glaser bei der Übergabe. Seinerzeit hatte das Amt für Stadtgrün der Stadt Dresden einen ganzen Schwung an Unterlagen des VEB Grünanlagen erhalten – darunter Karten, Zeichnungen und auch die Arbeit Ronald Weinauges. Unlängst fiel Stephanie Jäger aus dem Sachbereich Gartendenkmalpflege die Mappe in die Hände. Interessiert habe sie darin geblättert und spontan den Verfasser gegoogelt. Über einen Artikel in der Güstrower Tagespresse machte sie ihn ausfindig und wandte sich an den DRK Kreisverband Güstrow.
In gemütlicher Runde in der DRK-Seniorenwohnanlage Seniorengarten im Güstrower Tolstoiweg, wo Ronald Weinauge inzwischen seit vielen Jahren lebt, konnte der rüstige Senior sein Werk nach so vielen Jahren wieder in den Händen halten. Sohn Bernd Weinauge war hierfür eigens aus dem rheinland-pfälzischen Bornich angereist. „Mein Vater wollte das aufgrund der langen Fahrzeit zunächst gar nicht, aber das konnte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt Bernd Weinauge und sein Vater ergänzt: „Und nun bin ich wirklich froh, dass ich dieses für mich besondere Ereignis mit meinem Sohn teilen darf.“
Ronald Weinauge ist 1932 in Tambach-Dietharz in Thüringen geboren, lebte lange Zeit im Osterzgebirge, bis er 1972 mit seiner Familie nach Güstrow zog. Hier war er als Internatsleiter und Lehrer an der Oberschule eingesetzt. Der Botanik blieb er zeitlebens treu, kartografierte unter anderem den Baumbestand seines Wohnareals, dem DRK Seniorengarten. „Wir leben hier in einem Paradies. Ich freue mich sehr über die große Vielfalt an Pflanzen hier“, macht er deutlich.
Bildunterschriften:
Bild 1: Ein besonderer Moment: Martina Glaser, Mitglied des Vorstands beim DRK Kreisverband Güstrow, übergibt Ronald Weinauge seine Abschlussarbeit aus dem Jahr 1955. Foto: Caroline Awe
Bild 2: Gemeinsam mit seinem Sohn Bernd Weinauge studiert Ronald Weinauge seine Abschlussarbeit aus dem Jahr 1955. Foto: Caroline Awe
Bild 3: Ronald Weinauge im Gespräch mit DRK-Vorstandsmitglied Martina Glaser: Lebhaft erinnert sich der 91-Jährige daran, wie er nach Güstrow gekommen ist. Foto: Caroline Awe
Bild 4: Vor 68 Jahren hat Ronald Weinauge seine Abschlussarbeit an der Fachschule für Landwirtschaft und Gartenbau in Dresden-Pillnitz abgegeben. Foto: Caroline Awe
Bild 5: Historische Dokumente: Zeugnisse, Urkunden und die Abschlussarbeit von Ronald Weinauge. Foto: Caroline Awe