Nachwuchssorgen der Rettungsschwimmer haben sich zugespitzt
SVZ-online 30.05.2022 Immer weniger aktive Mitglieder können Dienste an der Badestelle des Inselsees in Güstrow übernehmen. Doch Neuzugänge wie Lisa Borath, Kimberly Reuter und Jessica Stelter sind Hoffnungsträger.
Die Äste der Bäume biegen sich unter den Böen, graue Wolken hängen schwer über dem Inselsee. Gerade mal 16 Grad kalt ist das Wasser, bei einer Lufttemperatur von 13 Grad Celsius: definitiv kein Badewetter.
Dennoch harrt Mark Loeschke am Badestrand aus, „wenn das Wetter wirklich schlecht wird und kein Schwimmer da ist, brechen wir auch ab“. Gemeint ist sein Team von Rettungsschwimmern der Wasserwacht des DRK-Kreisverbands Güstrow.
Die Ehrenamtlichen, die sich im Wächterhäuschen im Plan eintragen, werden immer weniger. Und das heißt, so Loeschke, dass immer weniger Leute immer mehr Dienste machen. „Es ist vor allem ein Ehepaar bei uns, das sehr viele Stunden übernimmt. Das ist unser Notnagel.“ Wasserwacht-Urgestein Christian Möller hat aus Altersgründen mit den Diensten aufgehört, betreut aber das Kinderschwimmen weiter.
Hoffnungsträger sind dann Neuzugänge, wie jetzt drei junge Frauen, die die Ausbildung zu Rettungsschwimmerinnen erfolgreich durchlaufen haben. Und das, wie der DRK-Kreisverband mitteilt, trotz verlängerter Ausbildungsdauer durch Corona, trotz Oase-Schließung sowie Erkrankungen einzelner Kursteilnehmer. Die Schülerinnen Lisa Borath, Kimberly Reuter und Jessica Stelter unterstützen zukünftig beim Wachdienst am Inselsee.
unge Leute wandern aber auch ab, meist zur Ausbildung, wie Loeschke erklärt: „Dann haben wir für das große Ganze ausgebildet, was auch wichtig ist“, sagt er, „aber nicht für den Einsatz hier in Güstrow“. Seltener kommen welche hinzu: „Zum Beispiel bei der Bundeswehr in Laage. Die sind dann auch gut trainiert.“ Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Nachwuchssituation verschlimmert.
Sanierung der Oase kostete DRK-Wasserwacht Mitglieder
Das ist eigentlich kein Dauerzustand, vor allem angesichts des Zulaufs, den der beliebte Badestrand im Sommer hat. Wo Loeschke im Jahr 2021 noch mit 30 Leuten planen konnte, so der Kreisleiter weiter, seien es nun gerade mal zehn Aktive. Ein Grund hierfür sei auch die Sanierung der Oase.
Weil die Barzahlung der Beiträge über das Kassensystem im Freizeitbad nicht möglich war, seien einige Mitglieder zurzeit nicht als solche registriert: „Das hat uns die Hälfte der Mitglieder gekostet“, erläutert Loeschke. „Ich gehe davon aus, dass ein Großteil im September zurückkommt“, sagt er, aber eben nicht zur Saison.
Und mal schnell den Rettungsschwimmer machen, gehe ohnehin nicht, wie der Kreisleiter betont. Zu einer gehörigen Portion Theorie kämen hinzu: Erste Hilfe, Befreiungsgriffe, Kleidungsschwimmen, Wiederbelebungsmaßnahmen – um nur einiges aus dem umfangreichen Ausbildungsprogramm zu nennen.
Die Dienste an der Badestelle beinhalten aber auch das zweistündige Reinigen, unter anderem des Holzsteges, vom Kot der am Strand lebenden Wildgänse sowie das Absammeln von Kronkorken und Flaschenscherben, die Verletzungspotenzial bergen.
„Ich wünsche mir eine möglichst unfallfreie Saison.“ Mark Loeschke Kreisleiter der DRK-Wasserwacht Güstrow
Immerhin ist die Sanierung des Freizeitbads Oase fast abgeschlossen. Damit kann wieder Struktur in das Training kommen. Die DRK-Wasserwacht hofft darauf, wieder einen Vertrag über feste Bahnen zum Trainieren an Dienstagen und Donnerstagen festmachen zu können. Dann sind zumindest bessere Ausbildungsbedingungen gegeben.
Margitta True