Hilfsnetzwerk soll bei Krankenständen in Pflegeheimen greifen
SVZ 13.02.2022 Helfer gesucht: Corona fegt durch die Schichtpläne. Selbst Mitarbeiter des DRK packen mit an, um die Teams in Pflegeeinrichtungen zu unterstützen. Durch das aktuelle Infektionsgeschehen fällt immer mehr Personal aus. – Quelle: https://www.svz.de/35373672 ©2022
Güstrow | Besondere Lagen erfordern besondere Maßnahmen. In den Pflegeeinrichtungen fehlte schon vor Corona Personal, die Pandemie verschärft jetzt die Situation. Mitarbeiter fehlen, weil sie selbst infiziert oder von Quarantäne betroffen sind.
Der Güstrower Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hatte daher einen Aufruf gestartet, um ein Hilfsnetzwerk zu gründen. Ziel sei es, heißt es vom Verband, Menschen zu mobilisieren, die Pflegeeinrichtungen unterstützen.
Dazu gab es bereits Rückmeldungen, so Marcus Loh, Leiter des DRK-Beratungszentrums. Bei ihm laufen die Daten zu dem Projekt zusammen: „Diesem Aufruf sind bislang knapp 20 Menschen gefolgt. Sie haben sich in unserem Hilfsnetzwerk registriert und sind bereit, in Pflege, Hauswirtschaft oder Betreuung zu helfen.“
Nadine Nordmann vom DRK packt in der Freizeit mit an
Unter ihnen sind auch Mitarbeiter des Verbands, wie Nadine Normann, Projektmanagerin des DRK-Kreisverbandes. Sie hörte vom Infektionsgeschehen in der Hausgemeinschaft „Am Markt“ in Güstrow und bot ihre Hilfe an: „In meinem beruflichen Alltag begleite ich solche Initiativen und Projekte planerisch vom Schreibtisch aus – in meiner Freizeit packe ich indes mit an.“
Ronald Hinkelmann freut sich über das Engagement. Im Güstrower Pflegeheim, so der Verantwortliche für die stationäre Pflege beim DRK, seien zurzeit etwa ein Drittel der Mitarbeiter und ebenso viele Bewohner an Corona erkrankt: „Die allermeisten sind geimpft und geboostert, so sind die Verläufe aktuell glücklicherweise mild.“
Personalmangel im Güstrower Pflegeheim
Doch es fehlt Personal in der Einrichtung. Diese Lücken könnten zwar noch mit Kollegen aus den Tagespflegen oder aus dem Fahrdienst geschlossen werden, die die Testungen übernehmen. Was aber zu kurz komme, sei die Betreuung. Nadine Norman hat drei Tage lang im Pflegeheim die Körperpflege übernommen, Essen gereicht, Wäsche gewaschen und Gespräche geführt. Helfer wie sie, erklärt Hinkelmann, seien „im Moment einfach Gold wert“.
Wer sich ebenfalls an dieser Initiative beteiligen möchte, müsse nur über soziale Kompetenzen verfügen, wie Hinkelmann erklärt. Das bestätigt Nadine Normann: „Natürlich hat man anfangs Berührungsängste. Einer fremden Person bin ich noch nie so nahegekommen, habe noch nie jemanden gewaschen. Diese Arbeit ist aber einfach so wichtig“, erklärt die DRK-Verwaltungsmitarbeiterin.
Sie erhält so auch einen Einblick in die Arbeit des Pflegepersonals: „Diese wertvolle Tätigkeit am Menschen unter diesen erschwerten Bedingungen, unter Vollschutz und mit so viel Hingabe zu erledigen, ringt mir wirklich Respekt ab.“
Integriert ins Pflege-Team
Sie selbst hatte im Pflegeheim für drei Tage mit angepackt. „Am Ende war sie so angekommen, dass ich sie nicht mehr von den übrigen Kollegen unterscheiden konnte“, sagt Ronald Hinkelmann, der sich für Personal und Bewohner eine baldige Entspannung der pandemischen Lage wünscht. „In meinen 27 Berufsjahren habe ich eine so extreme Erfahrung noch nie gemacht“, sagt er.
Wer die Teams in den Einrichtungen ebenfalls unterstützen möchte, kann sich bei der Helfer-Hotline des DRK unter der Telefonnummer 03843 694920 melden. Ein Registrierungsformular ist abrufbar unter www.drk-guestrow.de/hilfsnetzwerk.